
Im Rahmen des Projekts #StolenMemory suchen die Arolsen Archives weltweit nach Angehörigen von ehemaligen KZ-Häftlingen. Ziel ist es, persönliche Gegenstände, die den Opfern entwendet wurden, zurückzugeben. Bereits über 1.000 Familien konnten auf diese Weise Erinnerungsstücke zurückerhalten.
Aktuell werden in Zusammenhang mit der gleichnamigen Ausstellung vom 10. bis 28. Oktober 2025 auf dem Jorge-Gomondai-Platz in Dresden Angehörige von Paul Alfred Ehlig und Willi Gustav Viehrig gesucht.
Willi Gustav Viehrig
Willi Gustav Viehrig kam am 22. September 1907 in Dresden als Sohn des Kraftwagenführers Gustav Viehrig und seiner Ehefrau Hedwig (geborene Schmidt) zur Welt. Als seine Mutter verstarb, war Viehrig gerade elf Jahre alt. Er wuchs als Halbwaise bei seinem Vater in Dresden auf. Im Jahr 1932 heiratete er Elsbeth Lauermann und arbeitete als Kinovorführer. Aus der Ehe gingen ein Sohn und zwei Töchter hervor. Die Familie, die in der Lüttichaustraße 20 (heute Hans-Dankner-Straße) lebte, führte ein bescheidenes Leben.
Im Februar 1937 wurde Viehrig von der Kriminalpolizei Dresden festgenommen und in das Konzentrationslager Sachsenburg in der Nähe von Chemnitz gebracht. Dort wurde er als sogenannter „Vorbeugungshäftling“ eingestuft. In den folgenden neun Jahren durchlief er mehrere Lager – Sachsenhausen, Buchenwald, Flossenbürg, Dachau. Willi Gustav Viehrig musste schließlich in Dachaus Außenlager Allach Zwangsarbeit für den Flugmotorenbau der Firma BMW verrichten, ehe er dort von der US-Armee befreit wurde.
An mögliche Angehörige von Viehrig können neben einem Ausschließungsschein der Wehrmacht mit Lichtbild neun private Familienfotos zurückgegeben werden. Diese Fotos umfassen unter anderem die Einschulung seiner Tochter Helga im Jahr 1939, die Einschulung seines Sohnes Werner im Jahr 1940 und die Einschulung seiner Tochter Irmgard im Jahr 1942. Aufgrund seiner Inhaftierung konnte er an diesen Familienereignissen nicht teilnehmen.
Paul Alfred Ehlig
Der aus Sebnitz stammende Blumenfärber Paul Alfred Ehlig wurde 1936 für seinen Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg mit dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer ausgezeichnet. Sechs Jahre später wurde Ehlig erstmals in Polizeihaft genommen, zunächst in Waldheim, anschließend in Dresden. Dies geschah mutmaßlich, da er keiner festen Arbeit nachging und von den Nationalsozialisten daher als „asozial“ eingestuft wurde. In der Zeit des Nationalsozialismus bestand für Arbeitslose die Gefahr, ohne vorheriges Gerichtsverfahren verhaftet und in Konzentrationslager deportiert zu werden. Auch Ehlig musste diese Erfahrung machen. Im Januar 1944 erfolgte seine Registrierung im KZ Dachau unter der Häftlingsnummer 60925 sowie die Einstufung in die Kategorie AZR (Arbeitszwang Reich). Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits vier Kinder und war verwitwet. Nach elfmonatiger Internierung wurde er in das KZ Auschwitz überführt. Paul Alfred Ehlig starb 1962 in Dresden.
Die Arolsen Archives bewahren persönliche Unterlagen und Fotos auf, die Ehlig bei seiner Inhaftierung bei sich trug, diese sollen den Angehörigen zurückgeben werden.
Aufruf an die Öffentlichkeit
Sie kannten Paul Alfred Ehrlig oder Willi Gustav Viehrig aus Dresden? Sie wissen von Nachkommen oder entfernten Verwandten? Dann kontaktieren Sie bitte das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden telefonisch unter 0351-4888916 oder per E-Mail an die Referentin für Erinnerungskultur, Dr. Maria Obenaus (MObenaus@dresden.de). Jede Information kann weiterhelfen, die Erinnerungsstücke an die Familien zurückzugeben.
Auf der Website der Arolsen Archives sind die Suchaufrufe zu Paul Alfred Ehlig (https://arolsen-archives.org/suchaufrufe/wir-suchen-angehoerige-von-paul-alfred-ehlig/) und zu Willi Gustav Viehrig (https://arolsen-archives.org/suchaufrufe/wir-suchen-nachkommen-von-willi-gustav-viehrig/) inklusive Fotos veröffentlicht. Diese Beiträge können auch gern geteilt werden, damit noch mehr Menschen bei der Suche helfen können.
Ausstellung
Die Wanderausstellung #StolenMemory ist vom 10. bis 28. Oktober 2025 auf dem Jorge-Gomondai-Platz zu sehen und eine Kooperation der Arolsen Archives, des Amtes für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden sowie des Societaetstheaters Dresden. https://www.dresden.de/de/kultur/kunst-und-kultur/aktuelles.php
Arolsen Archives
Die Arolsen Archives sind weltweit das größte Archiv über Opfer und Überlebende des Nationalsozialismus. Mit mehr als 30 Millionen Originalunterlagen dokumentieren sie die Schicksale von rund 17,5 Millionen Menschen. Jährlich beantwortet das Archiv tausende Anfragen, unterstützt bei der Schicksalsklärung, bewahrt und digitalisiert historische Unterlagen und macht diese online für Bildung und Forschung zugänglich.