Vier Ingenieursbüros sind mit der Planung von Entwürfen für den Neubau der Carolabrücke beauftragt: Arbeitsgemeinschaft FHECOR Deutschland GmbH und Planungsgesellschaft mbH TSSB Berlin, Ingenieurbüro GRASSL GmbH München, Leonhardt, Andrä und Partner Beratende Ingenieure VBI AG aus Dresden und Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH Frankfurt am Main.
Mit Auftragserteilung stellten sich die Büros am Mittwoch, 17. Dezember 2025, dem Beteiligungsgremium vor (Das Begleitgremium für die Planung der Carolabrücke, bestehend aus Interessensvertretungen verschiedener Verbände, Stadträtinnen und Stadträten sowie Vereinen, unterstützt den Brückenbau, indem es die Planung und Umsetzung kontinuierlich begleitet. Es bringt fachliche Expertise und unterschiedliche Interessen ein, überprüft die Einhaltung von Vorgaben und sorgt für Transparenz im Bauprozess.) und stimmten die nächsten Planungsschritte und die Möglichkeiten zur Beteiligung der Bürger mit der Landeshauptstadt ab.
Nächste Schritte
Die Planer beginnen nun mit der Grundlagenermittlung (Leistungsphase 1). Sie dient dazu, alle Anforderungen des Bauherrn zu erfassen, die Rahmenbedingungen zu klären und einen groben Zeit- und Kostenrahmen zu setzten. In der Vorplanung (Leistungsphase 2) entsteht das eigentliche Planungskonzept. Damit müssen sich die Planer beschäftigen: Schutz von Flora und Fauna, Vogelschutz und Landschaftsschutz, Denkmalschutz, Trinkwasserschutz, Überschwemmungsgebiet, Schwerlasttransportstrecke, Verkehrsprognose, Verkehrszählung, Unfallstatistik, Mobilitätspunkte, Verkehrsentwicklungs- und Radverkehrskonzept, ÖPNV, Müllentsorgung/Wertstoffcontainer, Sicherheit, Straßenkategorie, Brand- und Katastrophenschutz, Festlegungen aus B-Plänen, Archäologie und Kampfmittelüberprüfung sowie Vorprüfungen zu Schall und Luftschadstoffen. Es müssen Baugrunduntersuchungen, Vermessungen und Umweltprüfungen eingeleitet werden. Das heißt, viele Termine unter anderem mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt Elbe, dem Umweltamt, der Unteren Wasserbehörde, dem Denkmalschutzamt, der Landesdirektion und dem Stadtplanungsamt.
Erste Bürgerbeteiligung im März 2026
Dresdnerinnen und Dresdner sollen teilhaben am Prozess der Planung. Am 18. März 2026 ist ein öffentliches Dialogformat im Stadtforum vorgesehen, bei dem Bürgerinnen und Bürger mit den beauftragten Planungsbüros in den Austausch treten können. Über die konkrete Ausgestaltung und den Ablauf der Veranstaltung wird zu gegebener Zeit informiert.
Im Mai 2026 muss jedes Büro einen Entwurf vorlegen. Diese Entwürfe werden bis Anfang Juni 2026 von Fachexperten aus Ingenieurwissenschaften, Architektur und Denkmalschutz beurteilt. Daran schließt sich eine mehrwöchige Bürgerbeteiligungsphase an. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung sowie die fachlichen Einschätzungen werden dem Begleitgremium vorgestellt und bilden gemeinsam die Grundlage für dessen Empfehlung an den Stadtrat. Eine Expertenjury unterstützt das Begleitgremium dabei. (Ausgewählte Fachexperten bringen spezialisierte Fachkenntnisse ein. Sie bewerten die Planungen nach verschiedenen Aspekten und tragen dazu bei, dass Entscheidungen fundiert und fachlich abgesichert getroffen werden.) Der Stadtrat entscheidet voraussichtlich im Herbst 2026, welcher Entwurf umgesetzt wird. Anschließend erfolgt die Beauftragung eines der vier Planungsbüros für die weitere Planung der Carolabrücke.
Im Rahmen der Beauftragung wurden den vier Planungsbüros Fragen zu ihrer Motivation der Bewerbung, ihren Bezug zu Dresden und der Bedeutung des Corolabrückenneubaus gestellt.
Hier ein Auszug aus den Antworten:
FHECOR Deutschland GmbH und Planungsgesellschaft mbH TSSB Berlin
Die Auftrags-ARGE FHECOR+TSSB besteht aus der FHECOR Deutschland GmbH, einer Tochter der international tätigen FHECOR aus Madrid mit Sitz in Berlin, und den Architekten der TSSB Planungsgesellschaft mbH aus Dresden mit Niederlassungen in Berlin und Hamburg. Unterstützt wird das Team durch die Dresdner Subunternehmer: IWB GmbH, Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten sowie Genest. Aus dem Steckbrief: „Die historische wie aktuelle Bedeutung der Carolabrücke macht es für uns zu einer besonderen Aufgabe und Ehre, ihren Neubau mitzugestalten. Besonders wichtig ist uns, dass die neue Carolabrücke mehr wird als eine reine Verkehrsverbindung – sie soll ein qualitätsvoller Erlebnisraum für die Dresdnerinnen und Dresdner sowie ihre Gäste sein. Die besondere Lage mit dem eindrucksvollen Blick auf die Altstadt und ihre historische Bedeutung machen den Entwurf zu einer anspruchsvollen und zugleich inspirierenden Aufgabe. Für die Bürger soll die neue Carolabrücke nicht nur die Stadtteile verbinden, sondern auch den Zugang zum Erlebnisraum der Elbwiesen stärken. Darüber hinaus soll sie neue Aufenthalts- und Blickbeziehungen ermöglichen – unter anderem, um die besondere Atmosphäre der Filmnächte am Elbufer miterleben zu können.“
Ingenieurbüro GRASSL GmbH München
Die Ingenieurbüro GRASSL GmbH verbindet an sieben Standorten in Deutschland 75 Jahre wegweisende Ingenieurkunst mit der Vision, ganzheitlich nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen von morgen zu gestalten. Die Planungen entstehen in Zusammenarbeit mit gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner (Architektur), Jordi Keller Pellnitz Architekten (Städtebau) und Vössing Ingenieure (Verkehrsanlagen). Zur Motivation der Bewerbung heißt es: „Mit unserem interdisziplinären Know-how beim Entwerfen von Brückenbauwerken möchten wir zeigen, wie sich zeitgemäße Infrastruktur und kulturelles Erbe verantwortungsvoll und unter anspruchsvollen zeitlichen Rahmenbedingungen verbinden lassen. Vorgesehen ist eine ganzheitlich nachhaltige und innovative Konstruktion, die sich harmonisch in die weltberühmte Stadtsilhouette, die Altstadtbrückenköpfe und die „Brückenfamilie Dresden“ einfügt. Gleichzeitig soll die neue Carolabrücke Areale zwischen Rathenau-, Carolaplatz und Hauptbahnhof für alle Verkehrsträger ganzheitlich besser vernetzen und Aufenthaltsqualität bieten. Sie wird über ihre reine Verkehrsfunktion hinaus zu einem wichtigen städtebaulichen und gesellschaftlichen Ort, der Fußgänger, Radfahrende, dem Straßen- und Stadtbahnverkehr gleichermaßen Raum bietet. Neben der Steigerung von Aufenthaltsqualität, Sicherheit und Altstadtanbindung soll das stadtbildprägende Bauwerk die Identität, das kulturelle Erbe und die Attraktivität Dresdens stärken. Auf diese Weise vereint die Brücke Mobilität, städtische Lebensqualität und urbanes Erleben auf besondere Weise.“
Leonhardt, Andrä und Partner Beratende Ingenieure VBI AG aus Dresden:
Das Büro hat nationale und internationale Erfahrungen in architektonischer Beratung und Gestaltung, Straßen- und Freianlagenplanung, Gleisanlagenbau sowie in der Planung von öffentlicher Beleuchtung, Fernwärme und Trinkwasser. Beworben hat sich das Büro vor dem Hintergrund lokaler Verbundenheit, Erfahrung im Brückenbau und der Chance zur Mitgestaltung eines wichtigen Stadtraumes. Für ihren Entwurf sehen sie folgende Schwerpunkte: harmonische Integration des Bauwerkes in das Stadtbild, bessere Verkehrsanbindung für den Radverkehr, städtebauliche Entwicklung der Brückenköpfe, eine Brücke mit Aufenthaltsqualität für Fußgänger, wirtschaftliches und robustes Tragwerk und flexible, zukunftsfähige Verkehrsaufteilung. Zur Bedeutung des Wiederaufbaus heißt es: „Die neue Carolabrücke wird DIE Brücke Dresdens des 21. Jahrhunderts mit optimalen Nutzungsmöglichkeiten für alle Verkehrsteilnehmer. Sie bildet den Auftakt zur städtebaulichen Entwicklung der St. Petersburger Stra0e und verbessert die Aufenthaltsqualität für alle. Die durch den Einsturz entstandene Wunde im Stadtbild soll möglichst narbenfrei geschlossen werden.“
Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH Frankfurt am Main
Die Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH ist ein unabhängiges, inhabergeführtes Ingenieurunternehmen in dritter Generation, das mit über 1.200 Mitarbeitenden an 21 Standorten in Deutschland umfassende Planungs-, Beratungs- und Managementleistungen für Bau- und Infrastrukturprojekte anbietet. Für die Planung der Carolabrücke treten sie gemeinsam mit dem Partner DKFS Architekten an, ein deutsch-englisches Büro mit Sitz in London und Aachen, spezialisiert auf Brücken- und Infrastrukturentwurf. Seit vielen Jahren arbeiten DKFS und Schüßler-Plan als eingespieltes Team erfolgreich an bedeutenden Brückenprojekten in Hamburg, Berlin, Warschau und zahlreichen weiteren Städten zusammen. Zum geplanten Entwurf heißt es: „Für uns ist beim Entwurf der neuen Carolabrücke vor allem der Kontext der Stadt Dresden entscheidend – einer national wie international herausragenden Brücken- und Kulturlandschaft. Wir verstehen Brücken nicht nur als technische Infrastruktur, sondern als prägende Stadträume. Die Carolabrücke bietet die Chance, ein Bauwerk zu schaffen, das funktional überzeugt, gestalterisch anspruchsvoll ist und zugleich einen starken Beitrag zum städtischen Erlebnisraum leistet. Sie ist ein Schlüsselbaustein im urbanen Gefüge Dresdens – ein Ort des Übergangs, der Identität und der öffentlichen Erfahrung.“