Ausstellung „Mẹ – Mutter Vietnam“ ab 2. Oktober im Kulturrathaus

Am Dienstag, 2. Oktober 2025, 19 Uhr eröffnet Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch im Kunstfoyer des Kulturrathauses (1. Etage), Königstraße 15, die Ausstellung „Mẹ – Mutter Vietnam“. Einführende Worte spricht die Kuratorin und Kunsthistorikerin Katharina Arlt. Musikalisch begleitet wird die Vernissage von Gabriel Jagieniak mit Akkordeon und Obertongesang.

Die Ausstellung mit dem Untertitel „Vier Künstlergenerationen zwischen Propaganda, Avantgarde und Autonomie“ der Künstlergruppe „Studio Nguyễn – Four Generations“ vereint erstmals in Dresden Werke von Công Thành Lê, Kim Thái Nguyễn, Xuân Lan Nguyễn und Thiên Trang Lê Thúy. Die Künstlergruppe, durch Verwandtschaft wie durch künstlerische Traditionen miteinander verbunden, eröffnet einen Dialog über Weiblichkeit, Selbstbestimmung und künstlerische Autonomie – zwischen vietnamesischer Geschichte und deutscher Gegenwart. „Mẹ – Mutter Vietnam“ zeigt nicht nur künstlerische Positionen einer Familie, sondern vier Stimmen, die Krieg und Sozialismus, Migration und Integration, Erinnerung und künstlerische Freiheit über Generationen hinweg miteinander verbinden. Die Ausstellung ist in diesem Sinne ein Resonanzraum zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Vietnam und Deutschland.

Hintergrund der Ausstellung ist die Initiative von Xuân Lan Nguyễn, die seit den 1990er Jahren in Dresden vietnamesische Kunst sammelt und präsentiert. Sie verbindet das Werk ihres Schwagers und ihrer Schwester mit eigenen Arbeiten und mit der Malerei ihrer Schwiegertochter und öffnet der Dresdner Öffentlichkeit einen seltenen Einblick in die Geschichte vietnamesischer Frauen als Trägerinnen von Familie, Gesellschaft und kultureller Identität – und in das bis heute politisch wie künstlerisch herausfordernde Leben vietnamesischer Kunstschaffender zwischen Vietnam und der Diaspora.

Công Thành Lê (1931–2019) zählt zu den prägenden Künstlern der Sozialistischen Republik Vietnam. 2020 wurde ihm posthum der Ho-Chi-Minh-Preis verliehen. Seine Skulpturen und Gemälde kreisen um die weibliche Figur: als Mutter, als Sinnbild von Schönheit, Symbol von Stärke und Ursprung. Inspiriert von der Kunst der Zivilisation der Cham und den matriarchalischen Gesellschaftsformen Vietnams bis ins 15. Jahrhundert entwickelte er eine Bildsprache, die weibliche Würde und Eigenständigkeit ins Zentrum stellt.
Seine Ehefrau Kim Thái Nguyễn (*1943), die an der Hochschule der Bildenden Künste Hanoi studierte, schuf in den Jahren des Staatssozialismus großformatige Frauenporträts. In Zeiten materieller Knappheit griff sie zu verfügbaren „armen“ Materialien: Styroporplatten, gebrauchte Fahnenstoffe oder industriell produzierte Lackfarben ersetzten teure Ölfarben und Leinwand. Aus diesen Einschränkungen entwickelte sie eine unverwechselbare Ästhetik, die Frauen als selbstbewusste Musikerinnen, Künstlerinnen und Mütter sichtbar machte.
Ihre jüngere Schwester Xuân Lan Nguyễn (*1961) kam 1987 als Vertragsarbeiterin in die DDR. Unter den restriktiven Bedingungen dieser Zeit blieb ihr ein Kunststudium verwehrt. Nach der Wiedervereinigung erkämpfte sie sich eine selbstständige Existenz in Dresden, begann eine Sammlung zeitgenössischer vietnamesischer Kunst aufzubauen und reist nach wie vor regelmäßig zu Studienaufenthalten nach Vietnam, um mit ihrer Schwester zu arbeiten. Künstlerisch findet sie in ihrer Schwester und einst in ihrem Schwager zugleich prägende Mentoren, die ihr den Weg zur eigenen Malerei ebneten – eine Verbindung, die bis heute anhält. In ihren eigenen Malereien gewinnen die einst „armen“ Materialien Kim Thái Nguyễns in Form farbintensiver Drip-Paintings eine neue Dimension, die westliche Ausdrucksformen mit autonomen Bildfindungen verschmilzt. Xuân Lan Nguyễn ist zugleich Vermittlerin und Bindeglied der Ausstellung: Sammlerin, Künstlerin und Kulturakteurin zwischen Hanoi und Dresden.
Mit Thiên Trang Lê Thúy (*1994), der Schwiegertochter Xuân Lan Nguyễns, tritt schließlich die jüngste Generation der Künstlergruppe hinzu. Als Tochter ehemaliger Vertragsarbeiter in Deutschland geboren, studierte sie in Leipzig und entwickelt eine abstrakte, rhythmische Malerei, die Naturprozesse und musikalische Eindrücke aufgreift. Ihre Arbeiten zeigen ein souveränes Bewusstsein, beide kulturellen Horizonte – den vietnamesischen wie den deutschen – gleichermaßen zu schätzen und künstlerisch fruchtbar zu machen.

Geöffnet ist die Ausstellung im Kulturrathaus montags bis donnerstags von 9 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 16 Uhr, außer an Feiertagen. Der Eintritt ist frei.


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